An staatlichen Hochschulen und Universitäten gibt es eine lebendige Kultur, sich an der (Weiter-) Entwicklung aktiv zu beteiligen – in Gremien, Arbeitsgruppen… Doch gilt das auch für Themen, die zwischen Präsidium und Personalrat erhandelt werden müssen und in einer Dienstvereinbarung münden? Wie kann hier die Partizipationskultur optimal genutzt werden?
Dienstvereinbarungen sind mehr als nur schriftliche Regeln
In meiner Zeit als Leiterin der Personalentwicklung und auch als Personalabteilungsleiterin gab es verschiedene Themen, wie die Einführung von Jahresgesprächen oder Regeln für die Arbeitszeitgestaltung, die verhandelt werden sollten. Jedoch war mir damals schon wichtig, dass hier möglichst verschiedene Personen und Sichtweisen eingebunden werden sollten, um ein Ergebnis zu entwickeln, mit dem sich im Idealfall alle identifizieren können und was zu den Beschäftigten passt. Deshalb moderierte ich in Absprache mit dem Kanzler und dem Personalrat je nach Thema eine unterschiedliche interdisziplinäre Arbeitsgruppe, in der auch Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte sowie die Schwerbehindertenvertretung eingebunden waren.
Und jetzt: meine neue Rolle als Moderatorin und Fachexpertin
Als selbstständige Coach und Moderatorin
bin ich nicht mehr Teil von staatlichen Institutionen. Jedoch kann ich mich weiterhin konstruktiv einbringen. So wie jetzt an einer staatlichen Hochschule in Hessen zum Thema Jahresgespräche.
Die Leiterin der Personalabteilung bat mich um Unterstützung. Bislang gab es noch keine Dienstvereinbarung und die Jahresgespräche wurden nur teilweise als Personalentwicklungsinstrument angesehen und genutzt. Ich freute mich sehr über diese Anfrage, hatte ich doch die Implementierung von solchen Gesprächen bereits vier Mal verantwortet und durchgeführt. Und ich hob hervor, wie wichtig es ist, unterschiedliche Personen zu beteiligen. Somit war schnell klar – eine Arbeitsgruppe soll gebildet werden. Und ich bin nicht nur als Moderatorin des Prozesses, sondern auch als Fachexpertin gefragt.
Schon wieder eine Arbeitsgruppe?
Wer kennt das nicht: ein neues Thema kommt auf und eine Arbeitsgruppe wird gebildet. Doch viele kommen nicht zu Ergebnissen und es bleibt beim Gedankenaustausch. Mein Anspruch ist, gut strukturiert, zielorientiert und in möglichst wenig Zeit produktiv zu arbeiten. Dazu gehört auch, die ideale Zusammensetzung der Arbeitsgruppe. Die Teilnehmenden sollen aus unterschiedlichen Bereichen (Fachbereiche, Verwaltung, Gremien, Personalabteilung und Personalentwicklung) kommen und sich für das Thema interessieren.
Mit Raum für Diskussion, Hartnäckigkeit und Transferwille gemeinsam zum Ziel
Zu Beginn schauten wir auf den institutionellen Rahmen: Was gibt die hessische Landesverwaltung vor? Was gibt es bereits an der Hochschule? Danach sammelten wir alle Ideen und Punkte, die in einer Dienstvereinbarung geregelt werden könnten. Das waren unfassbare 60 Punkte! Viele Teilnehmenden waren überrascht von dieser Vielzahl und hatten Sorge, ob wir das alles innerhalb von drei halbtägigen Workshops bearbeitet bekommen.
Wir nutzten nicht nur die Zeit in den Workshops, sondern zu einzelnen Themen machten sich die Teilnehmenden auch zwischen den Terminen Gedanken, gingen ins Gespräch mit weiteren Hochschulangehörigen und brachten ihre Vorschläge mit. Auch dies ist eine Form der Partizipationskultur. Meine Aufgabe war dabei, den Überblick zu behalten, Diskussionen zuzulassen sowie diese immer wieder zum Thema zurückzuführen. Aber auch Erfahrungen, wie machen es Andere, einzubringen. Und die Leiterin der Personalabteilung schrieb parallel die Dienstvereinbarung und holte sich in den Workshops direkt Feedback aus der Gruppe.
Gemeinsamer Stolz und weitere Zusammenarbeit
Eine Minute vor dem offiziellen Ende des 3. Workshops war es geschafft: Zu 58 Themen gab es eine finale Lösung, die bereits in Textform umgesetzt war. Die beiden noch offen Punkte werden innerhalb der Fachbereiche bzw. mit der Hochschulleitung final geregelt. Auch gibt es konkrete Pläne, welche unterstützenden Materialien erstellt werden sollen und wie die Kommunikation zur Implementierung der Jahresgespräche und auch zukünftig gewährleistet wird. Dazu gehören Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeitende, ein klarer Prozess für Konfliktsituationen und die Einrichtung einer begleitenden Gruppe.
Fast alle Personen aus der Workshop-Gruppe werden in dieser Begleitgruppe weiter zusammenarbeiten. Denn es ist ihnen wichtig, Beratung anzubieten, den Umsetzungsprozess aktiv mitzugestalten und die zukünftigen Erfahrungen in die Weiterentwicklung der Dienstvereinbarung einfließen zu lassen. Am Ende waren alle Teilnehmenden nicht nur überrascht und stolz, dass in nur drei Terminen ein solch tolles Ergebnis haben, sondern sie schätzen alle diese interdisziplinäre Zusammenarbeit und können sich ähnliche Arbeitsgruppen zu anderen Themen gut vorstellen. So wird auch zukünftig die Partizipationskultur an Hochschulen optimal genutzt.
Ich selbst
Für mich war es eine großartige Zusammenarbeit mit der Hochschule. Wir haben ein Ergebnis mit Punktlandung und ich wünsche allen viel Erfolg bei der Finalisierung um Umsetzung der Dienstvereinbarung.