Coaching-Analyse im Gesundheitswesen: Nutzen für das Top-Management, Teil 1

von | 25. Mrz. 2024 | Allgemein, Coaching für Arztpraxen, Coaching für Kliniken | 0 Kommentare

Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Fachkräftemangel, Klinikschließungen und eine zunehmend alternde Bevölkerung sind wohl jene, die öffentlich am meisten diskutiert werden. Nahezu jedes Krankenhaus ist betroffen und muss Strategien entwickeln, um die Konsequenzen zu bewältigen. Schon jetzt, aber auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden die Führungskräfte dabei eine besondere Rolle spielen. Sie sind gefordert, Personal zu gewinnen und binden, ihre Kliniken betriebswirtschaftlich auf Kurs zu halten und gleichzeitig eine gute Patientenversorgung zu gewährleisten. Doch die Parallelität der Krisen ist im Arbeitsalltag oft nur unter großen Anstrengungen und zu Lasten der eigenen Work-Life-Balance zu bewältigen. Daher verwundert es nicht, dass Leitungspersonen neue Wege gehen, um ihre Aufgabenfülle zu meistern. Eine mittlerweile häufig gewählte Maßnahme sind Coaching– und Beratungsangebote: Kleine Krankenhäuser und große Kliniken gleichermaßen setzen auf externe Perspektiven, Reflexion und Strategiefindung. Doch was bis jetzt fehlte, war eine Coaching-Analyse im TOP-Management des Gesundheitswesens.

Setting der Interviewreihe

Die Art der Beratungsangebote, die Zielsetzungen und die Effekte von Coaching sind so divers wie das Gesundheitswesen selbst. In meiner Analyse möchte ich daher beleuchten, was TOP-Führungskräfte zu einem Coaching motiviert, welche Themen sie behandeln und wie sie ihre Erfahrungen damit bewerten. Dazu habe ich zwischen Juli und November 2023 insgesamt 22 Führungspersonen aus dem Gesundheitswesen befragt: leitende und stellvertretende Vorstände, Geschäftsführungen, kaufmännische, medizinische und pflegerische Direktor:innen. Unter den Befragten waren neun Frauen und 13 Männer. Rund 14 Prozent sind in Universitätskliniken beschäftigt, 27 Prozent in kommunalen Kliniken und 59 Prozent in Klinikunternehmen. In Einzelinterviews mit jeweils 12 Fragen gaben sie individuelle Einblicke in ihren Arbeitsalltag, ihre Sorgen und Nöte, aber auch in mögliche Lösungsansätze.

Das Ziel der Untersuchung ist, den tatsächlichen Coaching-Bedarf für das TOP-Management in Kliniken herauszuarbeiten. Zudem möchte sie Impulse geben, wie Coaching-Konzepte noch stärker mit Blick auf die Bedürfnisse jener Menschen konzipiert werden können, die sich tagtäglich für eine gute Gesundheitsversorgung einsetzen.

Motivation zur Übernahme einer Leitungsaufgabe im Management von Kliniken

Zum Einstieg in meine Interviews war es mir zunächst wichtig, die Zielgruppe besser kennenzulernen, insbesondere ihre Motivation zur Übernahme einer Leitungsaufgabe im TOP-Management. Die Beweggründe, eine leitende Funktion in einem Krankenhaus zu übernehmen, sind vielfältig und die Interviewten gaben eine große Bandbreite an Antworten, die sich sechs Schwerpunkten zuordnen lassen:

1.      Entwickeln und Gestalten | 72,7 Prozent

Knapp drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie wichtige Aufgaben im Klinikum übernehmen und dadurch die Möglichkeit haben, ihr Arbeitsumfeld zu gestalten, kreativ zu sein und Dinge umzusetzen. Sie schätzen es, auf Geschäftsführungsebene Teamgeist zu entwickeln, Menschen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und zu fördern und Brücken zwischen getrennten Bereichen zu bauen. Die Möglichkeit, verschiedene Themen zu fokussieren und auszuprobieren, im Unternehmen anzupacken und die Klinik insgesamt voranzubringen, sind ebenfalls ein wichtiger Antrieb.

2.      Führungspersönlichkeit | 59,1 Prozent

Knapp 60 Prozent der interviewten Personen ist es wichtig, als Leitungspersönlichkeit wahrgenommen zu werden und als solche zu handeln. Sie möchten andere Menschen führen, bei bedeutenden Entscheidungen mitreden und Verantwortung für ihre Kolleg:innen übernehmen. Ebenso wichtig ist der Wunsch, eigene Ideen umzusetzen, Veränderungen anzustoßen und Vorbild zu sein. Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch das Bedürfnis nach Macht, Einfluss und Sichtbarkeit.

3.      Fokus auf Zusammenarbeit mit Menschen | 36,4 Prozent

Etwas mehr als ein Drittel der Führungskräfte schätzt den menschlichen Faktor: Sie möchten ihre Kolleg:innen zusammenbringen und begeistern und genießen es, mit anderen im Team zu arbeiten. Ihnen ist es wichtig, durch kluge Arbeitsteilung und partizipative Prozesse Dinge voranzubringen. Dabei legen sie Wert darauf, dass ihre Entscheidungen nachvollziehbar sind, die Ideen ihrer Mitarbeitenden Gehör finden und Beziehungskompetenzen genügend Raum bekommen.

  Grafik 4: Motivation für die Tätigkeit im TOP-Management

4.      Fokus auf Gesundheitswesen | 27,3 Prozent

Immerhin ein gutes Viertel der Interviewten nennt das Gesundheitswesen als Antrieb für ihr berufliches Engagement: Ihnen ist daran gelegen, sozial aktiv zu sein, ihr Wissen aus dem Studium anzuwenden oder den Pflegeberuf voranzubringen. Außerdem möchten sie gemeinsam mit ihrem Kollegium eine gute Patientenversorgung gewährleisten. Die Befragten betonen ausdrücklich, dass sie Spaß bei der Arbeit haben.

5.      Grundbedürfnisse / Persönlichkeitsentwicklung | 22,7 Prozent

Mehr als 20 Prozent der Leitungskräfte gehen motiviert zur Arbeit, weil sie sich dort persönlich weiterentwickeln können: Ihre Position ist ideal, um sich

Ausblick auf die weiteren Teile der Coaching-Analyse im Gesundheitswesen

In den nächsten Teilen zur Coaching-Analyse erfahren Sie mehr über die Erfahrungen mit Coaching im TOP-Management, über Herausforderungen, Beeinträchtigungen und den Einsatz von Coaching sowie über die Punkte, die aus Sicht und Erfahrung meiner Interviewpartnerinnen und Interviewpartner für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Coach und Coachee wichtig sind. Wenn Sie Interesse an der Gesamtanalyse haben, schreiben Sie mir gern.

Herzlichen Dank!

Persönliche Gespräche waren die Basis für diese Analyse. Ich bedanke mich ganz herzlich bei all meinen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern für ihre Zeit, ihr Vertrauen und den für mich so wertvollen Einblick in ihre Arbeits- und Gedankenwelt. Ob im eigenen Büro, Besprechungsraum, beim Waldspaziergang oder online – in jedem Austausch lud ich ein zur gemeinsamen Reflexion und gewann gleichzeitig neue Perspektiven, Eindrücke und Erkenntnisse.

Hier bloggt Annelie Eichhorn
LinkedinXingInstagram

Mein Name ist Annelie Eichhorn-Adler.

Über 20 Jahre war ich selbst im Gesundheitswesen tätig – erst als Kinderkrankenschwester und später als Personalentwicklerin und Führungskraft in der Verwaltung. Ich habe Berufserfahrung im öffentlichen Dienst, an Hochschulen und arbeite branchenübergreifend als Coach, Trainerin und Moderatorin.

Die Themen Kommunikation, Zusammenarbeit und Führung lagen und liegen mir ganz besonders am Herzen.

Erfahren Sie mehr über mich.