Meine Kundinnen und Kunden sprechen mich oft an, dass ihnen der Mut zu kritischem Feedback fehlt. Ihnen fällt es schwer, Kritik gegenüber Mitarbeitenden oder Kollegen auf gleicher Ebenen zu äußern. Sie sind unsicher, wie sie sich verhalten sollen und in Sorge darüber, wie die Rückmeldung vom Gegenüber angenommen wird. Wird das Gespräch dann zu persönlich und emotional?
Gleichzeitig wächst die innere Unzufriedenheit darüber, dass es bei dem betreffenden Personen von selbst keine Einsicht und Veränderung gibt.
Beispiele zu Anlässen für kritisches Feedback
Hier sind ein paar Beispiele aus meinen Coaching und Trainings, worüber sich die Führungskräfte geärgert haben:
⚡️Mitarbeitende verhalten sich abwertend anderen gegenüber, was zu Konflikten und Demotivation führt
⚡️die Arbeitsprozesse sollen überarbeitet werden und es geht nicht voran
⚡️Verfahrensbeschreibungen werden ignoriert und es entsteht ein erheblicher Sachschaden
⚡️eine Zuarbeit aus der Nachbarabteilung wird verweigert
⚡️das Umgehen von festgelegten Prozessen führt zur Verärgerung fast aller Beteiligten
⚡️es gibt viele Bescherden über die Leistung und den Service der eigenen Abteilung
Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit kritischem Feedback
Doch warum fällt es vielen schwer, diese Themen anzusprechen?
🤔Ich weiß nicht, wie ich das Thema ansprechen soll.
🤔Der Andere könnte es persönlich nehmen und sich krank melden.
🤔Ich möchte das Arbeitsklima nicht stören.
🤔Ich möchte als Chef gemocht werden.
🤔Ich habe Sorge, die Person kündigt, wenn ich Kritik übe.
Im Coaching können wir solche Gespräche vorbereiten und üben: Inhalt, Aufbau, Rahmenbedingungen.
Eine einfache Formel für kritisches Feedback
Eine aus meiner Sicht hilfreiche Struktur in der eigenen Formulierung des Feedbacks sind die „3 W“.
W = Wahrnehmung
W = Wirkung
W = Wunsch
1. Wie habe ich die Situation wahrgenommen? Was habe ich beobachtet? Das ist eine Beschreibung dessen, was auch eine Videokamera hätte wiedergeben können.
2. Welche Wirkung hat dieses Verhalten auf mich und Andere? Welche Auswirkungen ergeben daraus?
3. Welches Verhalten wünsche oder erwarte ich zukünftig?
Oft wird das 2. W vergessen. Wenn ich jedoch nur die Beobachtung und den Wunsch höre, dann fehlt mir das Verstehen zu den Hintergründen und dem Sinn / der Notwendigkeit meiner Verhaltensänderung.
Wichtig ist weiterhin, dass beide Seiten die Möglichkeit haben, ihre Sichtweise im Gespräch darzustellen. Nur wenn beide Perspektiven ausgetauscht werden, können ggf. Missverständnisse geklärt und Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden.
Aus kritischem wird konstruktives Feedback
Wenn Sie Kritik auf eine wertschätzende und konstruktive Art und Weise ansprechen, hilft das allen beim Lernen und unterstützt die Weiterentwicklung von Personal und Organisation. Probieren Sie ruhig die „3 W“ aus. Sie helfen bereits bei der Gesprächsvorbereitung, das Feedback zu versachlichen, damit die andere Person es versteht und möglichst annehmen kann. Somit wird aus dem gefühlt kritischen Feedback ein konstruktives Feedback.
Das Ganze funktioniert übrigens auch bei positivem Feedback.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Mut zu kritischem Feedback!
Gerne kontaktieren Sie mich, wenn auch Sie Ihre Kompetenzen im Bereich Kommunikation erweitern möchten. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit!
Ihre Annelie Eichhorn-Adler