Vor Kurzem telefonierte ich mit meinem Bruder. Er erzählte mir, dass er wieder als Gesundheits- und Krankenpfleger arbeitet. Er hatte seine Stelle im Pflegeberuf gekündigt und arbeitete fortan in der freien Wirtschaft. Handel für Pflege. Für meinen Bruder kein Problem, denn er hatte vor seine Pflegeausbildung bereits eine kaufmännische Lehre abgeschlossen.
Seinen Ausstieg aus der Pflege vor einem Jahr hatte ich sehr bedauert. Er war nicht wegen der Arbeit an sich, sondern wegen den veränderten Arbeitsbedingungen gegangen. Doch jetzt, ein Jahr später, ist er wieder in seiner Klinik und seinem Team zurück.
Natürlich wollte ich wissen, wie es dazu kam. Sein Interesse an der Pflege und Anfangs insbesondere zur Kardiologie gewann er in seiner Zivildienstzeit. Ab da war er stetig seinen Weg in der Pflege gegangen. Jetzt, in den letzten 12 Monaten, hatte er immer wieder Kontakt zu seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik. Und die warben immer wieder um seine Rückkehr und dass er willkommen ist. Auch war sein Arbeitgeber bereit, auf seine Bedürfnisse mehr einzugehen.
Sein Jahr in der freien Wirtschaft sieht mein Bruder inzwischen als eine Art Sabbatical. Trotz seiner neuen Arbeit fand er Zeit und Ruhe, seinen beruflichen Weg weiterzugehen. Und auch wenn er jetzt einiges anders sieht, sein Interesse und seine Hingabe zur Pflege war immer geblieben.
Ich denke, so wie meinem Bruder geht es bestimmt auch anderen, die ihren Ausstieg aus der Pflege genommen haben – egal ob nach Elternzeit, Corona oder aus anderen Gründen. Und ich kann mir vorstellen, dass es mehr offene Hände und konkrete Unterstützung (Aktualisierung des Wissens und fachliche Einarbeitung) braucht. Denn wir sind nicht nur darauf angewiesen neue Pflegekräfte auszubilden, sondern auch Menschen zurückzugewinnen.
Ich selbst war früher auch Kinderkrankenschwester.
Ich entschied mich für einen anderen Weg – den der Personalentwicklung. Und ich liebe es, seit vielen Jahren meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in ihrer Entwicklung zu unterstützen: durch Coaching, Training und Teamentwicklung. Denn wenn es den Berufstätigen im Gesundheitswesen gut geht, überträgt sich das auch auf ihre Arbeit mit den Patientinnen und Patienten. Somit leiste ich meinen Betrag indirekt.
